TopBlogs.de das Original - Blogverzeichnis | Blog Top Liste Das Elixier der Jugend Ein fantastischer Roman: Leseprobe aus "Das Elixier der Jugend"

Leseprobe aus "Das Elixier der Jugend"

Es war ein Morgen wie aus dem Bilderbuch. Er fing schon mit einem unbeschreiblichen Morgenrot an, das auf einer Postkarte mit Sicherheit absolut kitschig ausgesehen haben würde. Aber es ließ Francesco einen wohligen Schauer über den Rücken streichen, als er beobachtete wie das Dunkellila-feuerrot die Nachtschwärze vertrieb und langsam heller werdend einen wunderschönen Tag verhieß. Einen besonderen Tag! Dieses Morgenrot war wieder einmal eines der vielen kleinen Zeichen, die sein Leben begleiteten und stets etwas Außergewöhnliches ankündigten. Er glaubte fest daran, obwohl seine Freunde ihn immer milde belächelten, wenn er sich es denn in einer heiteren Stunde getraute, ihnen von einem dieser, in seinen Augen kleinen Wunder, eben "seinen" Zeichen, zu erzählen. Er war auch davon überzeugt, dass es für jeden Menschen solche Zeichen gäbe — nur dass die meisten diese nicht sehen oder nicht sehen wollen oder sich nicht getrauen zuzugeben solche Zeichen beobachtet zu haben. Aber trotz allem: Jeder freut sich aus unerfindlichen Gründen über ein Glückskleeblatt oder einen gefundenen Cent. Allerdings bereitete es Francesco immer noch Schwierigkeiten dieses durch ein oder sogar auch mehrere Zeichen angekündigte Zukünftige der Kategorie Gut oder Böse zuzuordnen.
Dennoch hatte er die merkwürdige Angewohnheit so etwas zu versuchen, immer wieder, trotz vieler offensichtlicher Fehldeutungen in der Vergangenheit. Also auch jetzt: ein so schönes Morgenrot kann doch nur einen guten Tag verheißen — oder etwa nicht? Warum denn aber, warum sollte dieses schöne Morgenrot, was natürlich in eine positive Grund-stimmung versetzt, unbedingt etwas Positives bringen. Der Begriff günstig oder ungünstig, positiv oder negativ ist ja sowieso relativ. Francesco dachte an das berühmte Beispiel von der Fliege im Spinnennetz: was für die Spinne gut ist stellt eine lebensbedrohliche Katastrophe für die arme Fliege dar. Deshalb hatte Francesco schon seit einiger Zeit ein Abkommen mit sich selber geschlossen, bei „Zeichen“ nur auf etwas „Besonderes“ zu warten — weder gut noch böse. In der Tat war es auch so, dass dann meist, nach einem „seiner“ Zeichen irgendetwas Außergewöhnliches geschah. Meistens war es zum Glück auch gut, doch manchmal musste er ein wenig abwarten, um den positiven Sinn des Geschehens zu verstehen, denn der kaschierte sich gelegentlich unter handfesten Schicksalsschlägen. In der Regel waren die Ereignisse aber keineswegs dramatisch — zumindest am Anfang nicht. Doch das Leben birgt eine geheime Dynamik, welche die Umstände auf die wir treffen je nach unserer Reaktion darauf verändert. Anders wäre ja auch die viel gepriesene Selbstbestimmung des Menschen eine hohle Worthülse und die adäquate Reaktion auf das Zusammentreffen mit der Wirklichkeit wäre dann der reine, pure Fatalismus…Auch heute fing alles ganz harmlos und klein an, doch die „Zeichen“ kündeten ja schon von nahenden besonderen Erlebnissen.

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