Hab ich dir noch nicht erzählt, dass wir im Garten, in der hintersten
Ecke, ganz mit Efeu und wildem Wein zugewachsen, ein Stück verfallene Mauer
haben? Nein? Seltsam! Nun dann weißt du es jetzt! Jedenfalls befindet sich
mitten in dieser Mauer eine kleine schmiedeeiserne Pforte. Ich wusste auch
zuerst gar nicht, dass sie da ist, aber eines Tages habe ich sie durch Zufall
hinter dem Pflanzendickicht entdeckt. Einfach so. Zuerst dachte ich, es sei
ein alter Hinterausgang von unserem Garten, aber dann bemerkte ich an der Art,
wie die Pforte in die Mauer eingelassen war, dass ein Eingang zu einem anderen
Garten gewesen sein musste, dort wo sich jetzt das Nachbargrundstück befindet.
Mauer und Zaun liegen aber gut einen Meter auf unserem Grund. Wie dem auch sei,
aus irgendeinem, mir selber nicht klaren, Grund wollte ich sie aufmachen. Türen
sind doch dafür da, dass man sie auf- macht, oder? Nur so zum Spaß — um einmal
durch diese alte Pforte zu gehen. Klappte aber nicht, da das Schloss vollkommen
verrostet war und ich auch keinen Schlüssel hatte. Also machte ich mich daran
mit viel „Caramba“ und noch mehr Zeit sowie einem selbstgebastelten Dietrich,
das Türlein aufzuschließen.Nach einigen Tagen, natürlich hab ich es pro Tag nur ein bis zwei Stunden
versucht, als ich schon aufgeben wollte, machte es leise Klick und das Schloss
ging endlich auf. Ich weiß auch nicht, was mich trieb, denn hinter dieser
Pforte befindet sich nach einem Meter der Zaun zum Nachbar- grundstück. Ich
wollte aber partout durch diese kleine süße Tür gehen. Komisch, ich hatte richtig
Lampenfieber und mein Herz pochte ganz doll, als sollte ich jetzt auf eine
Bühne irgendeines Theaters treten.Vorsichtig öffnete ich
die Tür, die sich mit quietschenden und knarrenden Geräuschen öffnen ließ,
wie in einem Edgar-Wallace–Film. Ich trat hindurch und — statt das Nachbarzaunes
sah ich in einen bunten Garten, wie von diesem naiven französischen Maler
gemalt, ach wie heißt er noch gleich, ja so wie der Philosoph, Rousseau glaub
ich. Also riesengroße weiße und rote Flamingoblumen, Gummibäume und Palmen,
bunte Schmetterlinge, Papageien und Affen... Nein ich hatte nichts „geraucht“
oder eine dieser bunten kleinen Kügelchen eingenommen! Ich ging da also hinein
und nach gut zwanzig Metern eines verschlungenen Pfades sah ich einen hübschen
alten Brunnen stehen. Er wirkte so wie in den Abenteuerfilmen von versunkenen
Städten. Ich registrierte das zwar und wusste, dass das völliger Irrsinn sei,
ging aber trotzdem weiter.
Willst Du auch weiter?
Willst Du auch weiter?
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen